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Erkennt man Lügner an ihrer Sprache?

von Karin Saal

Dass es gerade im Bereich von Sicherheitskontrollen, z.B. an Flughäfen, von enormer Bedeutung ist, Lügen schnell zu enttarnen, daran besteht kein Zweifel. Aber wie genau entlarvt man jetzt einen Lügner?

Bislang setzte das Sicherheitspersonal in fast allen Bereichen auf die Suche nach sogenannten suspicious signs, auf verdächtige Anzeichen in der Mimik und Gestik oder nonverbale Ausrutscher, die auf eine gewisse Nervosität, Anspannung oder Aggressivität der Fremden hinweisen. Bei dieser Methode liegt die Trefferquote jedoch bei unter 5%, so das Ergebnis eines sechsmonatigen Doppelblindversuches zur Flughafensicherheit.

In dieser Studie testeten die britischen Forscher Thomas Ormerod (University of Sussex) und Coral Dando (University of Wolverhampton) ihre neu entwickelte Befragungstechnik Controlled Cognitive Engagement (CCE) an sieben internationalen Flughäfen (Heathrow, Gatwick, Manchester, Schiphol, Paris-Charles de Gaulle, Mailand und Frankfurt am Main). Für ihre Studie ließen sie insgesamt 204 falsche Passagiere mit Lügengeschichten im Routinebetrieb fliegen. 97 der Sicherheitsbeamten wurden je eine Woche theoretisch sowie praktisch in die neue Methode eingeführt. Die CCE-Methode greift die Idee auf, dass Lügen kognitive Schwerstarbeit ist, da Wahrheit und Lüge gleichzeitig im Gehirn abgefragt werden müssen. Die CCE-Methode wurde daher so konzipiert, dass sie nur die Lügner unter Druck setzt. Für diejenigen, die die Wahrheit sagen, wirkt das Interview wie ein gemütlicher Smalltalk.
Konkret könnte eine solche etwa 3-minütige Befragung so ablaufen:

Zunächst stellt der Sicherheitsbeamte viele Fragen zur Herkunft und Identität (etwa: „Woher kommen Sie?“, „Wo arbeiten Sie zurzeit?“). Anhand der Antworten erfolgt dann in einem nächsten Schritt die Befragung nach bestimmten, oft winzigen Details, die man wissen müsste, hätten die vorher gemachten Angaben gestimmt. So kann beispielsweise nach der Anzahl der U-Bahn-Stationen, die man auf dem Arbeitsweg zurücklegen muss, gefragt werden oder nach einer Baustelle, die derzeit den gesamten Verkehr lahmlegt. Wer vorher die Wahrheit gesagt hat, der gerät durch solche Fragen nicht unter Druck, ist eventuell etwas verwundert oder sogar belustigt.

Die Ergebnisse der Studie zeigen nicht nur die Überlegenheit der CCE-Methode gegenüber der geläufigen Suche nach den suspicious signs, sondern auch Auffälligkeiten im Verbalverhalten der Lügenden. Während ihre Ausführungen zu Beginn des Interviews noch detailreich und lang sind, nehmen sie im Verlauf und bei zunehmender Komplexität der Fragen immer mehr an Detailgrad und Länge ab. Zudem versuchten die Interviewten häufig, das Gespräch auf ein anderes Thema zu lenken.

Für mich stellt sich die Frage, wie das Sicherheitspersonal denjenigen auf die Spur kommen soll, die nur in einem winzigen Detail lügen, z.B. über das Ziel und den Zweck ihrer Reise. Auf Fragen nach Herkunft und Identität könnten sie ja ebenfalls entspannt reagieren, da sie hier gar nicht lügen müssen. Wie wollen die Sicherheitsbeamten also erkennen, in welchem Detail der Befragte lügt, wenn nicht seine gesamte Identität gefälscht ist?

Außerdem frage ich mich, ob und wie eine einfache 2-wöchige Schulung des Sicherheitspersonals ausreichen kann, um solch komplexe psychologische Einschätzungen vornehmen zu können. Wären hier nicht ausgebildete Psychologen oder Linguisten die richtige Besetzung?

 

Quellen:

http://m.welt.de/gesundheit/psychologie/article135808269/Neue-Psycho-Methode-enttarnt-Luegner-schnell.html (12.01.2015)

http://www.spektrum.de/news/wie-man-betrueger-enttarnt/1317228 (12.01.2015)

Ormerod, T. C., & Dando, C. J. (2014, November 3). Finding a Needle in a Haystack: Toward a Psychologically Informed Method for Aviation Security Screening. Journal of Experimental Psychology: General. Advance online publication. http://dx.doi.org/10.1037/xge0000030