Archiv des Monats “Juni 2015

Laut ist nicht gleich stark – und stille Wasser sind tief

Das Verhalten und die Persönlichkeit von Menschen lassen sich – bezogen auf Aktivität und Präsenz in Gruppen – nach diesen vier Polen unterscheiden:

  • Extraversion vs. Introversion sowie
  • Angst vs. Mut

Extraversion wird im Fremdwörterlexikon als „die vorwiegende Einstellung des Denkens, Fühlens und Handelns auf die Außenwelt“ beschrieben. Laut Wikipedia zeichnet sich die Extraversion „durch eine nach außen gewandte Haltung aus. Extravertierte Charaktere empfinden den Austausch und das Handeln innerhalb sozialer Gruppen als anregend.“

Das Fremdwörterbuch definiert Introversion dagegen als „vorwiegende Konzentration auf das eigene Seelenleben bei verminderten Interesse für die Außenwelt“. Wikipedia sagt: „Introvertierte Charaktere wenden ihre Aufmerksamkeit und Energie stärker auf ihr Innenleben. In Gruppen neigen sie eher zum passiven Beobachten als Handeln und werden häufig als „still“, „zurückhaltend“ und „ruhig“ beschrieben.“

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 Es gibt also vier grundlegende Verhaltensmuster von Menschen in Gruppen, die sich aus der Kombination der beiden Gegensatzpaare ergeben:

  • Introversion und Angst: Eine heikle Mischung, denn sie führt je nach Ausprägung zur Handlungsunfähigkeit. Menschen, die sowohl introvertiert als auch ängstlich sind, halten sich in Gruppen, ihrer Handlungspräferenz entsprechend eher zurück, und trauen sich auf Grund ihrer Ängstlichkeit oder Schüchternheit nicht, aktiv zu werden, wenn es zur Wahrung ihrer Interessen angeraten wäre. Sie neigen dazu, sich zu verstecken, klein zu machen und nach Möglichkeiten zur Flucht Ausschau zu halten.
  • Extraversion und Angst: Diese Mischung hat es in sich. Oft werden Extraversion und Mut irrtümlicherweise gleich gesetzt. Das ist falsch, denn Extravertierte können auch ängstlich sein. Weil sie „von Natur aus“ nach außen, ins Zentrum, „ins Licht“ streben und sich gleichzeitig davor fürchten, was ihnen dort begegnen wird, sind sie oft überaus empathisch. Zugleich sind sie oft relativ dünnhäutig und empfindlich.
  • Extraversion und Mut: Die risikobereiten Helden, die als Erste untergehen. Mutige Extravertierte stürmen stets nach vorne, sind impulsiv und laufen daher nicht selten direkt ins offene Messer. Sie sind aber auch diejenigen, die im Wettkampf meist die Nase vorne haben und Vorteile schnell zu greifen wissen.
  • Introversion und Mut: Menschen mit diesen Eigenschaften agieren meist partnerorientiert und besonnen. Ihnen macht so schnell niemand etwas vor. Sie nehmen alles in Ruhe wahr und bilden sich ihre Meinung, die sie dann (auch vehement) vertreten können.

Und? Wo gehören Sie hin? Haben Sie sich schon in dem einen oder anderen Verhalten entdeckt?

Natürlich gibt es unzählige Abstufungen der Verhaltensmuster, die sich je nach Ausprägungsgrad der vier Pole Extraversion vs. Introversion und Angst vs. Mut entwickeln. Nehmen Sie dieses kleine Blatt also bitte nicht als eine „goldene Regel“ sondern versuchen Sie lieber, bei sich und anderen auf Entdeckungsreise zu gehen.

 

Literaturempfehlung:

Cain, Susan: Still: Die Kraft der Introvertierten. München: Goldmann, 2013