Archiv des Monats “August 2015

Mit echtem bayrischem Senf oder mit echtem bayrischen Senf?

von Karin Saal

Kürzlich stieß ich bei der Lektüre des Sprachreports (quartalsweise herausgegeben vom Institut für deutsche Sprache in Mannheim) auf einen spannenden Artikel zu der Frage nach der Flexion bei Adjektivfolgen ohne Artikel. Darin wird auf die Frage eingegangen, welche der Adjektive denn nun in welcher Art an das Nomen angepasst werden müssten.

Im mündlichen Sprachgebrauch stellt das nur ein kleineres Problem dar (hier kann man sich leicht mit undeutlicher schneller Aussprache retten), soll man allerdings schreiben, dass man z.B. nur bei schönem sonnigen/m Wetter zur Gartenparty kommt, wird es deutlich schwieriger. Schließlich möchte niemand sich outen, der deutschen Sprache nicht mächtig zu sein.

Gängig und meiner Meinung nach in der Schule auch so beigebracht, ist es, das erste Adjektiv stark zu flektieren, alle weiteren nur schwach, d.h. bei schönem sonnigen Wetter.

Umso überraschter war ich, dass im Artikel als allgemeine Regel angegeben wird, dass „die Adjektive parallel, d.h. gleichmäßig flektiert werden.“ Das bedeutet also, dass sich jedes folgende Adjektiv in seiner Flexion am vorangegangenen orientiert. Genau anders als ich ursprünglich gedacht und gelernt habe.

Doch selbstverständlich gibt es Abweichungen von dieser Regel. Die findet man schließlich im aktuellen Sprachgebrauch zuhauf. Wenn zweites Adjektiv und Nomen eine so genannte begriffliche Einheit bilden, die durch das erste Adjektiv näher beschrieben wird, so wird nur das erste stark flektiert. Wann bilden nun zweites Adjektiv und Nomen solch eine Einheit? Der Test ist ganz leicht: Kann zwischen den zwei Adjektiven weder ein Komma noch ein und stehen, so besteht eine begriffliche Einheit und das zweite Adjektiv wird schwach dekliniert.

Bei unserem Beispiel zeigt sich: Ich komme nur bei schönem (und) sonnigem Wetter. Hier gilt also die allgemeine Regel.

Insgesamt gilt: Verwendet man immer die allgemeine Regel und flektiert beide Adjektive stark, macht man nichts verkehrt. Will man es noch besser als gut machen: begriffliche Einheit ja oder nein? –dementsprechend flektieren.

Hier der Link zum äußerst lesenswerten Artikel mit vielen Beispielen:

http://hypermedia.ids-mannheim.de/call/public/fragen.ansicht?v_id=44